Friday 18 January 2013

Rheinische Post Review (German)

Tanz-Spektakel über die Freiheit
zuletzt aktualisiert: 05.06.2012 - 02:30
Der Brite Bill Aitchison und seine Brüsseler Kollegin Katja Dreyer widmeten sich im FFT Juta dem freien Willen und dem Zwang. Ihre Tanzperformance "Indifference" verbindet Marx mit Macarena. Tanzen steht für Freizeit, fürs Freiheitsgefühl, doch Unterordnung spielt eine größere Rolle, als man wahrhaben möchte. Wem oder was folgt man da?
Populäre Tanzmusiken dringen aus den Lautsprechern. Sie gehen in die Beine. Fünf Songs werden ständig wiederholt. Beginnt einer von ihnen, treten Aitchison und Dreyer von ihrem Tisch vor und tanzen, oder eine rote Lampe gibt das Zeichen zum Auftritt. "Macarena" von Los Del Mar beginnt mit Armevorstrecken, dann Unterarme einklappen. Kennt jeder. Auch den Ententanz zum "Birdie Song" von The Tweets: Die Hände tun wie zwitschernde Schnäbel, es folgen Kniewippen, Poklatschen, Hüftevorschieben. Sieht dämlich aus. Normalerweise tanzen Leute das in Massen. Später spielen die Musiken mal schneller, mal langsamer: Die Ententanzbewegungen wirken dann schwerfällig, wie Arbeit an Maschinen. "Du bist ein Individuum, es war deine freie Entscheidung hierher zu kommen", tönt es autoritär aus dem Off. Jeder fühlt sich angesprochen und glaubt das.
Dann erneut eine Durchsage: "Dass du hier bist, folgt einem Plan, der älter ist als du", von Neandertalern wird erzählt und den "fünf Stadien der Geschichte" bis zum Kommunismus. "Du bist nicht verantwortlich für die Euro-Krise!" Ein amüsantes und intelligentes kleines Spektakel über die große Frage nach der Freiheit.
MELANIE SUCHY
Nächste Aufführung innerhalb der Performance-Serie im FFT Juta: heute und morgen, jeweils um 20 Uhr, Andreas Liebmann: "Wir – ein Solo"

http://nachrichten.rp-online.de/regional/tanz-spektakel-ueber-die-freiheit-1.2858643

No comments:

Post a Comment